Schwangerschaft

Unser Weg zum Kinderwunsch Teil 3- Die Sicht des Mannes

23. Dezember 2018
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Eigentlich ist alles Perfekt.

Eigentlich lief in meinem Leben immer alles wie ich es mir vorgestellt habe. Nur eine Sache fehlte noch in meinem Leben…
Da ist noch dieser Traum.
Der will und will nicht in Erfüllung gehen. Endlich Vater werden! Mit der perfekten Frau die mir ihr Ja Wort gab, eine eigenen kleine Familie gründen.
Meine Vorstellung war immer, wir gehen gemeinsam mit Kind auf Weltreise. Ja, nach 3 Jahren unerfülltem Kinderwunsch und den Gedanken „irgendwie stimmt etwas nicht“, ging es dann nur zu Zweit auf Reise. Was ist das für eine Welt, wo das Unwahrscheinliche wirklich wird und sich das Selbstverständliche trotz aller Mühen nicht einstellen will? Wann merkt man das etwas nicht stimmt? Das die Natur nicht tut, wozu sie bestimmt ist?

Um uns herum bekomme alle Kinder. Nur wir nicht, wir, die sich schon seit vier Jahren Kinder wünschen. 


Jeden tag ziehen Kinderwagen und Schwangere an uns vorüber. Es kommt mir vor, als hätten sie sich verabredet, um uns an unser Unglück zu erinnern.

Ich dachte immer, naja es wird schon passieren wenn es soll, es kommt schon, wenn wir soweit sind… Nein… es passiert aber einfach nicht. Jeden Monat die Ernüchterung, es klappt nicht -Wir brauchen Hilfe…
Ja WIR! Denn tatsächlich kann die unerwünschte Kinderlosigkeit auch am Mann liegen und das sogar immer häufiger! Es gibt ca. 6 Millionen Paare in Deutschland, deren Kinderwunsch unerfüllt bleibt. Der Grund liegt in 40 Prozent der Fälle bei den Frauen, in 40 bis 50 Prozent der Fälle bei den Männern. Und in etwa 15 bis 30 Prozent an beiden. Die meisten Paare gehen aber davon aus, dass es an der Frau liegt. Ich vermute, dass es daran liegt, dass Frauen immer offener mit ihren eigenen Fruchtbarkeitsproblemen umgehen und ihre Erfahrungen auch häufiger mit anderen teilen, dagegen wird die Unfruchtbarkeit des Mannes nach wie vor stark tabuisiert. Scham und die mit der Unfruchtbarkeit übertragende Bedeutung der „Unmännlichkeit“ spielen dabei vermutlich eine große Rolle.

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Gewissheit

Der Gedanke, daran unfruchtbar zu sein, lässt mich wenig schlafen. Die Tage bis zum Ergebnis erscheinen mir unheimlich lang. 

Dann die Nachricht und Gewissheit: es liegt an mir…
Ein Faustschlag ins Gesicht.
Mein Kopf dröhnt. Ich habe Angst, fühle mich Machtlos, hilflos und bin enttäuscht.
Enttäuscht, dass ich den Schritt in die Klinik nicht früher gegangen bin.
Ich fühle mich verantwortlich dafür, dass wir keine Eltern werden können.

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Und jetzt?

Meine Gedanken kreisen, soll ich jetzt in Scham versinken?
Es entstehen Selbstzweifel und Schuldgefühle. Auch wenn die Potenz und Fruchtbarkeit nicht zusammenhängen, ist diese Nachricht ein harter Angriff auf die Identität und das Selbstbewusstsein.
Ich habe mein Leben immer wohl organisiert, es fällt mir schwer das Urteil der Natur zu akzeptieren. Bisher habe ich gelernt, dass man organisieren, nachdenken und sich anstrengen muss, um etwas zu erreichen.
Nun läuft meine Strategie plötzlich ins Leere. Bisher glaubte ich, der Regisseur meines eigenen Lebens zu sein. Aber jetzt lässt mich der bislang unauffälligste und zuverlässigste Schauspieler im Stich: mein eigener Körper.
Die Familienplanung gleitet mir aus den Händen.
Der Feind sitzt in den eigenen Reihen…

Ich muss es akzeptieren

Nun langsam habe ich mich damit abgefunden, akzeptiert, das es auf natürliche Weise sehr unwahrscheinlich ist, Kinder zu bekommen. Ändern kann ich daran nichts. Ich muss es hinnehmen!

Die Hormontherapie, die Femke täglich über mehrere Tage durchführen muss, die Eizellenentnahme, die vielen Arzttermine… 

Ernüchterung

Die nächste Ernüchterung. Es liegt doch eigentlich an mir, warum muss meine Frau, die doch gesund ist und eigentlich auch auf natürliche Weise schwanger werden könnte, so viel über sich ergehen lassen?
Gerne würde ich ihr all die Schmerzen der Therapie abnehmen. Schuldgefühle begleiten mich weiterhin.

Was kann ich nun tun um mein Schuldgefühl loszuwerden? 

Ich versuche diese abzutun, mir immer wieder zu sagen, dass ich nichts dafür kann und nicht der einzige bin der diese Probleme hat.
Femke steht die ganze Zeit hinter mir. Wir reden viel darüber, sie macht mir Mut.
Ich gehe zu den Arztterminen mit. Ich war jeden Abend dabei, wenn Femke sich die Hormonspritzen geben musste. Ich war nach der Eizellenentnahme bei ihr am Bett, besorge ihr viele Kleinigkeiten die sie aufmuntern, mache ihr Tee, kochte ihr Lieblingsessen und informierte mich über die ICSI Behandlung. Ich beschäftigte mich sehr viel mit dem Thema.
Das hat mir geholfen, mich selbst zu stärken. Die Schuldgefühle loszuwerden und mein Selbstbewusstsein, sowie die Identität als Mann zu stärken und mir weiter Mut zumachen.

Die Männlichkeit hängt nicht mit der Fruchtbarkeit des Mannes zusammen. Von 500 Millionen Spermien schafft es im Durchschnitt gerade mal eine Samenzelle bis zur Eizelle, um diese zu befruchten. Wenn die Spermien keine gute Qualität aufweisen, kann es mit der Befruchtung schwierig werden. 

Die Ursachen

Es gibt viele Ursachen, die für eine Unfruchtbarkeit des Mannes verantwortlich sein können. Manchmal reicht es, gewisse Dinge im Lebensstil zu ändern. Alkohol weg lassen, mit dem Rauchen aufhören und sich Gesund ernähren. Nicht immer lässt sich jedoch die Spermienqualität mit ein paar Veränderungen des Lebensstils positiv beeinflussen. In manchen Fällen steckt hinter der Unfruchtbarkeit eine Krankheit. Dazu kann unteranderem eine krampfaderähnlich gestaute Vene im Hodenbereich, hormonelle Störungen, Infektionen, wie sie durch Mumps oder Chlamydien ausgelöst werden können oder ein unbehandelter oder zu spät behandelter Hodenhochstand im Kindesalter (wie bei mir) gehören.

Umgang mit der Diagnose

Ich möchte Offen mit meiner Diagnose umgehen! Ja, es ist nicht leicht damit offen umzugehen. Ich finde es ist wichtig, darüber zu reden, um dieses Tabu-Thema aus den Köpfen der Gesellschaft zu verbannen. Deshalb teile ich meine Erfahrung und meine Gedanken gerne mit dir!

Oft fühlen sich Männer mit der Diagnose allein und isoliert. Männer leiden häufig stärker im Verborgenen. Deshalb ist es wichtig, auch sie in den Fokus zu rücken.

Falls Du selbst in einer solchen Situation nicht weiter weißt oder mehr darüber wissen möchtest, kannst Du mich gerne hier auf dem Blog, per Mail, Facebook oder Instagram kontaktieren. Besonders für Männer ist es oft unangenehm, aber ein Besuch beim Urologen kann schnell Gewissheit bringen und ist gar nicht so schlimm, wie oft angenommen.

Ich hoffe möglichst viele Paare/ Männer mit dem selben Problem zu erreichen, um ihnen Mut zu machen!

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